Artikel in der PNN vom 16.02.2016
Mehr Durchblick für den Caputher See
Wasserflöhe statt Silberkarpfen
von Henry Klix
Bald doppelte Sichttiefe für den Caputher See? Nichts scheint unmöglich, nachdem der See der Gemeinde Schwielowsee gehört. In diesem Jahr soll ein Sanierungskonzept erstellt werden.
Schwielowsee – Der Caputher See gehört endgültig der Gemeinde: Seit Dezember steht Schwielowsee als Eigentümer des Sees im Grundbuch. Für Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) ist es einer der wichtigsten Erfolge des vergangenen Jahres. Jahrelang hatte die Gemeinde darum gekämpft, Zugriff auf den vom Bund als Eigentümer vernachlässigten Waldsee zu bekommen, der sogar einmal zu kippen drohte. Dann schließlich war der Caputher See einer von 65, die das Land vom Bund übertragen bekam und einer von 17, die kostenlos an die Kommunen weitergereicht wurden. Auch die angrenzenden Wegeflächen wurden an die Gemeinde Schwielowsee übertragen, all das ist jetzt amtlich.
Für den schon vor fünf Jahren gegründeten Caputher See e.V., der sich die Verbesserung der Wasserqualität auf die Fahnen geschrieben hat, sei es der Startschuss für ein umfassendes Sanierungsprogramm, sagte Vereinschef Frank Plücken am gestrigen Montag gegenüber den PNN. Noch in diesem Jahr sei geplant, bei Fachleuten ein Sanierungskonzept in Auftrag zu geben. Wenn alle Beteiligten mitziehen und Förderquellen erschlossen werden können, könnte im kommenden Jahr mit der Seesanierung begonnen werden.
Caputher See gilt als schlechtes Beispiel
Der See ist mit Phosphat- und Stickstoffverbindungen angereichert, sie fördern das Algenwachstum. In einem Messprogramm des Landes für ein halbes Dutzend Seen im Land gelte der Caputher See als schlechtes Beispiel, so Plücken. Der alte Zufluss vom Lienewitzsee und der Abfluss zur Havel sind ausgetrocknet, das Wasser steht. Der Fischbesatz ist unausgewogen, besonders wegen der vor Jahren eingesetzten asiatischen Silberkarpfen, die den See an sich von Algen befreien sollten, stattdessen aber mit ihrem Kot düngen.
„Klar wie ein Alpensee wird der Caputher See niemals werden“, betonte Frank Plücken. Dennoch könne man einiges tun. Eine der denkbaren Sanierungsmethoden sei, unschädliche Silikatverbindungen in den See zu kippen. Sie würden die Nährstoffe ins Sediment drücken und dort binden. „Es wäre schon schön, wenn wir eine Qualität wie am Großen Lienewitzsee hinbekommen“, so Plücken gegenüber den PNN. Ein großer Erfolg wäre, wenn man es schafft, die Sichttiefe des Caputher Sees von derzeit einem halben Meter zu verdoppeln. „Das ist aber keine Sache, die in ein, zwei Jahren erledigt ist.“
Schon 250 Silberkarpfen aus dem See gefischt
Der Verein ist in den vergangenen Jahren nicht untätig geblieben, Plücken würde sich für die kleine Mannschaft angesichts der anstehenden Aufgaben Verstärkung wünschen: Die Hälfte der knapp 20 Vereinsmitglieder macht auch aktiv mit, zum Beispiel dabei, in Kooperation mit dem Fischereipächter die Zahl der Karpfen zu dezimieren. Laut Plücken sind mit Echolot und Stellnetzen in den vergangenen beiden Jahren bereits 250 der ungeliebten Karpfen aus dem See gefischt worden.
Bei einem durchschnittlichen Gewicht von knapp zehn Kilogramm seien das mehr als zwei Tonnen Fisch, eine ganze Menge Fischbouletten. „Bis zu 30 Prozent ihres Gewichtes können die Karpfen täglich fressen und in Form von Nitratverbindungen ausscheiden“, so Plücken. So seien dem See mit der Abfischung täglich bis zu 600 Kilogramm Algendünger entzogen worden, rechnet er vor. Außerdem hätten Wasserflöhe, die Algen fressen, inzwischen wieder größere Überlebenschancen.
Ob Schätzungen des Vereins zutreffen, dass sich noch weitere 500 Silberkarpfen im See befinden, soll in diesem Jahr mit einem besseren Echolot geklärt werden. Weitere Fangkampagnen sollen folgen. Plücken glaubt, dass es auch eine positive Wirkung geben wird, wenn die Gemeinde mit den Fischereipächtern nun längerfristige Verträge schließen kann. Die Binnenfischerei Potsdam hat schon Interesse an einer Bewirtschaftung angemeldet. Bei den Jahresverträgen mit dem Bund hätten sich Investitionen in die Regulierung der Fischbestände für die Pächter kaum gelohnt, so Plücken.
10 000 Euro für das Sanierungskonzept
Bürgermeisterin Hoppe signalisierte gestern, dass hinsichtlich des Pachtvertrages noch in diesem Jahr eine Beschlussvorlage in die Gemeindevertretung gehen wird. Für das Sanierungskonzept seien bereits 10 000 Euro im Haushaltsentwurf eingestellt und Hoppe hofft auf Zustimmung.
Für sie geht es nach der Übertragung des Eigentums nun darum, sich mit den Ehrenamtlichen aus dem Förderverein und den Gemeindevertretern Gedanken zu machen, wie man den Prozess der Seesanierung weiter positiv begleiten kann und welche Unterstützung von Dritten dafür zu erwarten ist. Das Sanierungskonzept sei der Anfang, alles Weitere werde sich nur Schritt für Schritt bewältigen lassen, so die Bürgermeisterin.
Allein, dass mit der Eigentumsübertragung jetzt die Möglichkeit dazu besteht, sei schon ein großer Erfolg für die Gemeinde.